Seit Mitte Dezember befinden sich die meisten Unternehmen im Lockdown und der Kontakt zu Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern findet fast nur noch auf digitalem Wege statt. Führung auf Distanz ist daher eine Herausforderung, die immer mehr Firmen beschäftigt. Co-Create Moderator Volker Petersen hat dieses Thema in seiner Netzwerkgruppe behandelt und erläutert im Interview, worauf Führungskräfte in diesen Zeiten besonders achten sollten.
Co-Create: Volker, du blickst auf mehr als 25 Jahre unternehmerischer Erfahrung in leitender Funktion zurück. Worauf müssen Führungskräfte achten, die ihre Mitarbiter:innen über einen längeren Zeitraum nur virtuell treffen?
Volker Petersen: Die wesentliche Herausforderung virtuellen Arbeitens besteht wohl darin, dass Führungskräfte viel mehr als bisher auf die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter vertrauen müssen. Die sogenannte Kontrollfunktion weicht mehr und mehr dem Vertrauen. Andererseits sind aber auch die Mitarbeiter gefordert, die ihnen übergebene Verantwortung zu rechtfertigen.
Volker Petersen ist Managementberater für betriebliche Krisenprävention und blickt auf mehr als 25 Jahre unternehmerischer Erfahrung in leitender Funktion zurück. Bei Co-Create moderiert er unter anderem Gruppen für Geschäftsführer.
Co-Create: Wie gelingt es mir als Führungskraft meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Homeoffice zu motivieren, um auf die gleiche Leistung zu kommen wie bei der Arbeit vor Ort im Büro?
Petersen: Viele Mitarbeiter erkennen im Home Office ihre Chance, kleine Arbeitsabläufe selbstständig zu verbessern und so Prozesse zu beschleunigen. Führungskräfte können diese Eigendynamik gewinnbringend nutzen. Sonst eher bescheidene Mitarbeiter haben nun eine Chance. Es gilt individuell herauszufinden, ob und wieweit Mitarbeiter in bestimmte Entscheidungen einbezogen werden können, was in den meisten aller Fälle motivierend wirkt.
Co-Create: Bei diesen Entscheidungsprozessen spielt gutes Feedback natürlich auch eine große Rolle. Wie sieht konstruktives Feedback, speziell über die Distanz aus?
Petersen: Mitarbeitergespräche leben neben den Inhalten auch sehr von Wirkungen wie Mimik, Tonfall und Gestik – auf beiden Seiten. Feedback aus der Distanz wirkt immer direkter, unvermittelter und deutlicher. Daher ist ein ausführliches Feedbackgespräch zur Nachvollziehbarkeit und zur Vermeidung von Missverständnissen notwendig.
Die notwendigste Handlungskompetenz ist der Umgang mit den sog. IT-Kompetenzen.
Co-Create: Neben den Inhaltlichen- spielen natürlich auch strukturelle Maßnahmen eine große Rolle. Worauf sollte hier besonders geachtet werden?
Petersen: Die aktuelle Krise überdeckt, dass quasi die organisatorischen Strukturen nachgezogen werden müssen. Etablierte Arbeitszusammenhänge und -prozesse sind anzupassen, damit diese für alle Mitarbeiter nachvollziehbar, transparent und verlässlich bleiben.
Co-Create: Bei Co-Create bist du in regelmäßigem Austausch mit Deutschlands Top-Führungskräften. Welches sind deiner Erfahrung nach Kernkompetenzen, die für Unternehmerinnen und Unternehmer in diesen Zeiten unverzichtbar sind?
Petersen: Die notwendigste Handlungskompetenz ist der Umgang mit den sog. IT-Kompetenzen. Es ist schon mehr als unglücklich, wenn die Führungskraft einfachste Handhabungen der gängigen Tools nicht anwenden kann. Durch das Arbeiten in dezentralen Strukturen ist darüber hinaus zu erwarten, dass der Umgang mit Komplexität eine wesentliche Managementkompetenz wird.
Co-Create: Vielen Dank für das Gespräch.